Ich Tasche
Geschichtsvergessene Egoisten treffen auf manisch Mitteilungsbedürftige mit sozialem Autismus. „Ich Tasche“ zeigt Zerrbilder ausgeprägter Individuen, die in einem ICE Abteil mit klaren Regeln und Normen aufeinanderprallen. Trotz ständiger Bemühungen um persönlichen Abstand zwingt die Situation Nähe auf und löst damit Stress und Aggressivität aus. Ein Zustand, der uns allen seit der Corona-Pandemie nur allzu vertraut ist, wenn wir wieder mal im vollen Supermarkt shoppen oder, wie im Stück, Bahn fahren. Doch Lachen befreit, vor allem von Alltagsproblemen, und so werden alle diese emotionalen Verspannungen durch ihre Zuspitzung gelöst, so dass wir wieder entspannt aus dem Theater gehen können - nur um uns wieder in die nächste Bahn zu setzen.
18 Charaktere unterschiedlichen Alters, Geschlechts und Herkunft durchwandern im Laufe des 60-minütigen Abends die Szenerie und werden von acht SpielerInnen verkörpert. Durch den schnellen Rhythmus, zahlreiche Wiederholungen und Überlappungen in der Sprachpartitur des Stücks, verausgaben sie sich verbal in Alltagsgesprächsschleifen. Dabei kommt es auch zu kurzen chorischen Passagen, wenn mehrere „Irgendeiner“ als kollektive Stimme die Situation kommentieren. Die Charaktere werden zu Zerrbildern ihrer selbst, gefangen in einem Bühnenraum, der ihnen keinen Ausweg bietet, außer den vorzeitigen Ausstieg oder die Entgleisung können sie sich nur noch der gemeinsamen Begegnung stellen oder sich um größtmögliche Verdrängung bemühen.
Verlag: Felix Bloch Erben
Design: www.studio-tinnef.de