Klassiker

Woyzeck

oder der Mangel an Alternativen

Der Soldat Woyzeck schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch, um seine Geliebte Marie und das gemeinsame Kind zu unterstützen: Er dient dem Hauptmann als Laufbursche und stellt sich den fragwürdigen Experimenten des Doktors zur Verfügung. Derweil betrügt ihn Marie mit dem Tambourmajor. Belustigt und voller Hohn treibt Woyzecks Umgebung die Verdächtigungen gegen Marie auf die Spitze. Nur der Mord an seiner ehemaligen Geliebten scheint der einzige Ausweg …

Regisseurin Sarah Kortmann macht sich für ihre Inszenierung Woyzeck oder der Mangel an Alternativen die Fragmentierung des Stückes zu nutze. Sie läßt den Zuschauer und den Zufall die Abfolge der Bühnengeschehnisse beeinflussen, sodass jeder Aufführungsabend anders ist. Die durcheinander erzählten Szenen haben keine klare Reihenfolge. Erst am Ende des Abends kennt der Zuschauer Woyzecks ganze Vorgeschichte. Das Publikum wird zu einem Teil von Woyzecks Erfahrungswelt und ist gleichzeitig mit seiner

Entwicklung verknüpft. Inwieweit sind wir abhängig von unserem Umfeld, unseren Erlebnissen und unseren Erfahrungen? Die Familie, der Job, aber auch die wirtschaftliche Situation und die politische Ausrichtung der jeweiligen Regierung beeinflussen uns in unserem persönlichen Dasein. Wir existieren nicht allein, sondern auch durch Andere. Woyzeck soll nicht nur als Opfer der sozialen und gesellschaftlichen Umstände dargestellt werden. Maries Untreue ist nicht die Ursache für den Mord, sondern der Auslöser. Indem er seine Geliebte tötet, folgt er nicht mehr der gesellschaftlichen Triebunterdrückung. Es ist ein Akt der Befreiung von den Institutionen seiner Unterdrückung und Vereinnahmung. Woyzeck ist Opfer und Täter in einer Person.

Presse

Publikum bestimmte die Reihenfolge
Kölner Stadt-Anzeiger
Die Inszenierung von Sarah Kortmann überzeugt auf ganzer Linie
General-Anzeiger Bonn