Dornröschen kommt auf dem Siegburger Michaelsberg ohne küssenden Prinzen aus
Die Studentinnen der Schauspielschule der Studiobühne haben eine ganz eigene Version des Märchens einstudiert. Das Stück wird bis September 17 Mal gezeigt.
In brütender Hitze hatten sie geprobt, doch bei der Premiere im Johannisgarten in Siegburg gab es leichten Regen, die Temperaturen waren um gut zehn Grad gefallen. Weder die Zuschauer noch die Schauspielerinnen ließen es sich verdrießen. Gemeinsam erlebten sie eine gelungene Premiere von „Dornröschen“ in der Regie von Julie Fees und Vanessa Still.
Die Studentinnen des ersten Ausbildungsjahrs der Schauspielschule der Studiobühne hatten eine ganz eigene Version entwickelt. Zwar bildet das Märchen der Gebrüder Grimm die Basis. „Wir haben das Textbuch selber geschrieben“, erklärten Fees und Stoll, die mit einem Ensemble nur aus Frauen arbeiteten. „Wir haben die Kraft der Weiblichkeit genutzt. “
Dazu gehört, dass es keines Prinzen bedarf, der Dornröschen wachküsst. Nach dem 100-Jahre-Fluch wacht sie einfach auf und wird zur Wohltäterin ihres Landes. Wie Missbrauch der Staatsgewalt zu verheerenden Verhältnissen führt, die Überbehütung von Kindern im goldenen Käfig und die Erkenntnis, aus Fehlern auch lernen zu dürfen, das sind die Kernaussagen der kurzweiligen Inszenierung.
Geschichte startet mit amüsantem Auftritt der Königin Margarete
Erstmals wagten sich die beiden Regisseurinnen, die in der Ausbildung zum dritten Mal ein Märchen auf die Bühne bringen, an eine Aufführung unter freiem Himmel. Sicher nicht ganz freiwillig, hat die Studiobühne doch derzeit keinen Spielort. Die Stadt ermöglichte jetzt die Nutzung des Johannisgartens unter dem Johannistürmchen - ein echter Glücksgriff.
Von der Mauer herunter spricht die Erzählerin, Spielfrau Barda, das Publikum an, bevor sie herunter eilt, mit dickem, roten Buch im Arm. Lisa Bonack hat eine schöne, tragende Stimme, sie führt durch die Geschichte. Die startet mit einem amüsanten Auftritt der Königin Margarete, gespielt von Jennifer C. Schmidt, die kichernd mit ihren beiden Hofdamen Ludovika und Sophie erscheint.
13 Feen des Landes wurden im Stück auf fünf Schauspielerinnen reduziert
Alsbald wird aber klar, wie sie unter ihrer Kinderlosigkeit leidet. Selbst Paulina Leonie Krause und Luisa Kayser als ihre Begleiterinnen können sie nicht aufmuntern. Dabei kieksen sie gar köstlich, bewegen sich mit kleinen, trippelnden Schritten - großer Sport. Schmidt findet eine schöne Balance zwischen unbekümmerter Königin und brutaler Herrscherin.
Die 13 Feen des Landes, im Stück auf fünf Schauspielerinnen reduziert, sind der Schlüsel der Geschichte. Weil Angrá, zuständig Fleiß, zum Geburtsfest nicht eingeladen wird, kommt es zum Fluch, dem 100-jährigen Schlaf. Doch zuvor wächst die Prinzessin Rosalie auf, wie ein Vogel im goldenen Käfig.
Eina Welsch macht das mit einer solchen Leichtigkeit, das sie, obwohl sie erst spät einsteigt, sofort die Herzen der Zuschauerinnen und Zuschauer gewinnt. Sie juchzt, sie hüpft, sie schreit und kreischt, stampft und rennt, dabei arbeitet sie mit ausdrucksvoller Mimik - einfach köstlich. Und am Ende führt sie ihr Reich auch noch zurück ins Glück.
Das spielfreudige Ensemble überzeugte das Premierenpublikum voller Elan, sehr präsent und überaus konzentriert. Es gab lang anhaltenden Applaus. Eine Kindergartengruppe war gekommen, eine Schulklasse und natürlich viele Freunde der Darstellerinnen. Bis zum 15. September folgen noch 17 Vorstellungen. An diesem Wochenende ist ausverkauft. An den folgenden Samstagen gibt es noch Karten.